Beschreibung

Der Flügelaltar, eins der „besten Werke, die am Ende des Mittelalters in Schleswig-Holstein hergestellt wurden“, stammt aus der Zeit kurz vor 1520. Er besaß ursprünglich zwei Flügelpaare, von denen das äußere verloren ist. Laut (nicht mehr vorhandenen) Aufschriften wurde der Altar 1650 (Erneuerung der Fassung) und 1702 renoviert. Eine farbliche Neufassung fand vor 1939 statt. 1965 wurde der gesamte Schrein neu konstruiert, wobei alle barocken Elemente entfernt wurden. Dabei gingen auch die Scharniere des äußeren Flügelpaares verloren. Seine heutige, dem Zustand von 1702 nachempfundene Gestalt erhielt der Altar bei der Renovierung 2006.

Im Mittelschrein flankieren die beiden heiligen Johannes’ (mit Lamm: der Täufer, mit Kelch: der Evangelist) die zentrale Gruppe des Gnadenstuhls. Die Darstellung des thronenden Gottvaters mit dem toten Jesus im Arm ist umrahmt von Engeln mit den Marterwerkzeugen. Unter dem thronenden Gottvater steht ECCE HOMO. Die Figuren des Mittelschreins werden dem Umkreis eines Lübecker Bildschnitzers mit dem Notnamen„Imperialissima-Meister“ zugeordnet.

Die Reliefs auf den Flügelinnenseiten entstanden zwar etwa gleichzeitig, stammen aber von einem anderen Künstler. Möglicherweise sind sie dem Umfeld von Hans Brüggemann zuzuordnen. Sie schildern in vier figurenreiche Reliefs Szenen aus dem Leben Johannes des Täufers, doch wohl in vertauschter Reihenfolge: auf Geburt und Enthauptung (links) folgen Salome mit dem Haupt des Heiligen beim Gastmahl des Herodes und als letztes rechts unten die Predigt des Täufers, unter dessen Zuhörern sich drei Mütter mit Kleinkindern befinden, weshalb die Darstellung fälschlich als Heilige Familie gedeutet wurde. Den Bildfeldern ist oben jeweils spätestgotische Maßwerkschleier vorgehängt.

In der Mitte der Predella ist ein Relief der Anna selbdritt eingesetzt. Anna und Maria sitzen auf einer Bank, das Jesuskind zwischen sich, hinter der Bank sind jeweils hinter ihren Frauen Joseph und Joachim und in der Mitte Gottvater zu sehen. Die gemalten Tafeln in der Predella rechts und links der Anna Selbdritt mit Brustbildern der Gottesmutter und Johannes des Evangelisten mit ihren leidvollen Zügen und Gesten gehören der ikonographischen Tradition nach zur Situation der Kreuzigung, können hier aber bezogen werden auf den toten Christus in den Armen Gottvaters darüber.

Die vergoldeten, an die Holzdecke stoßenden barocken Akanthusornamente wurden 1702 geschnitzt und aufgesetzt, aus Gründen vermeintlicher „Stilbereinigung“ 1965 aber entfernt und 2006 wieder angebracht. In diesem Rankenwerk sind Schnitzfiguren weiterer Heiliger befestigt, außen an den Seitenflügeln ein Christophoros, ein möglicherweise als Laurentius zu identifizierender heiliger Diakon und zur Mitte hin Darstellungen der Beschneidung Christi und der Marienkrönung. Diese Figuren sowie eine nach 1939 verlorene Madonna könnten zu zwei in den letzten Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts geschaffenen Nebenaltären gehört haben.

Stark beschädigt sind die in den 1950er Jahren wieder freigelegten und bis 1989 restaurierten qualitätsvollen Gemälde der Passion von 1520 auf den (heutigen) Flügelaußenseiten. Von den vermutlich ursprünglich acht Szenen sind Geißelung, Dornenkrönung, Kreuzannaglung (mit Kreuzigung im Hintergrund) und Grablegung erhalten. Stilistische Ähnlichkeiten gibt es innerhalb von Schleswig-Holstein nur zu den Außentafeln des Hüttener Altars.

Quelle: Wikipedia


Die Kirche

St. Johannes
Kirchenweg 13, 25927 Neukirchen (NF)

Weißer Backsteinbau. Kircheneinweihung: 1622.

Weitere Informationen (extern):Website

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Routenplaner: 54.86607, 8.73583


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16. Jahrhundert (10) Neukirchen/Nordfriesland (1)

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